Lieber Leser, mit dieser Geschichte, die wahr und nicht nur eine Geschichte ist, will ich eigentlich die Gefühle zeigen, die mich bewegen in Erinnerung an die schöne, aber kurze Zeit mit Moses.

Er wird immer, auch wenn es manchmal weh tut, in meiner Erinnerung bleiben.

Es gibt da noch einen Menschen, der genau so traurig ist wie ich: Dr. Thomas B. , der in stundenlanger OP versucht hat, das Leben von Moses zu retten. Nach langer intensiver Behandlung sah es auch gut aus. Drei Monate lebten wir glücklich zusammen.

Doch dann ergriffen die grausamen Bakterien von seinem Körper Besitz (Staphylokokken ). Diese Bakterien waren resistent gegen alle gängigen Antibiotika. So führten diese Keime letztendlich zum Tode.

Dank noch einmal an Dr. Thomas B. und Dr. Anja Hi., die alles gaben, um das Unvermeidliche abzuwenden !

Macht weiter so! Helft den verletzten und herrenlosen Tieren, die auf der Straße gefunden werden, ohne zu fragen: "Wer bezahlt das nun ?"!

Liebe Katzenfreunde,

mein Name ist Moses. Viele von Euch kennen mich sicher noch von der Homepage der Katzenhilfe Oberhausen.

Doch heute berichte ich Euch aus dem Land jenseits der Brücke des Regenbogens. Aus jenem Land, in dem es weder Kälte noch Hunger, weder Hass noch Grausamkeit gibt und das Leben seinen Schrecken verliert. Ich widme diese Geschichte einer sehr guten Freundin, einer, die sich beherzt dafür einsetzt, uns Samtpfoten das Dasein erträglich und lebenswert zu machen. Einer Frau, die mir einen Namen gab und mir Kraft schenkte in meiner dunkelsten Stunde. Die mich lehrte, daß es Liebe zwischen Mensch und Tier wirklich gibt und mir den Glauben daran schenkte. Erst, wenn ich Euch diese Geschichte erzählt habe und auf diesem Wege meine Freundin diese Botschaft erhalten hat, kann ich die Schwelle beruhigt überschreiten in das Land hinter der Brücke des Regenbogens.

Doch beginnen wir ganz von vorn. Ich kam auf die Welt als kleiner, roter Kater in Begleitung drei bunt gemusterter Geschwister an einem schönen, warmen Tag im Mai. Wir waren eine unabhängige, kleine Familie, nichts Besonderes.

Irgendwann kam dann – wie in jeder Katzenfamilie – der Tag, an dem meine Geschwister und ich erwachsen wurden und auf eigene Faust unseren Platz in der Welt erobern mußten.

So zog ich hinaus in die Welt, mein Glück zu suchen. Ich war ein schöner, junger, vor Kraft strotzender Kater und genoß die Wanderschaft und das freie Leben. Hier und da eine schöne Maid, dann und wann eine Katzenversammlung und täglich eine fette Maus – mehr brauchte ich nicht, um glücklich zu sein.

Ich wurde ein großer, erfahrener Straßenkater, der den Jungkatern mit Rat und Tat zur Seite stand und mancher Kätzin schlaflose Nächte und reichlichen Kindersegen bereitete... Der Winter hingegen sah für uns unabhängige Katzen nicht so rosig aus: Nirgendwo ein warmes Plätzchen, und wenn man bei den Menschen um Einlass und ein Töpfchen Futter bat, bekam man zwar manchmal etwas zu beißen, oft aber auch Schläge und Tritte. Dies war die Kehrseite der Medaille. Den Menschen war eben nicht zu trauen. Keiner von denen war, was er vorgab zu sein.

Wie sehr das zutraf, sollte ich jedoch erst noch erfahren, und zwar in jener Nacht, als sich der folgenschwere Unfall ereignete, der mein ganzes restliches Leben von Grund auf veränderte.

Es geschah des Nachts beim Überqueren einer Straße in einer 30er-Zone. Ich setzte wie gewohnt zum Sprung an und achtete nicht auf das aus der Dunkelheit herannahende Auto, denn ich hielt mich für schneller. Irrtum! Diese leibhaftige Heimsuchung aus Blech und Gummi hatte mindestens 100 Sachen drauf! Alles, was ich noch mitbekam, war ein dumpfer Knall, dann wurde es Nacht in meinem Kopf.

Als ich irgendwann langsam zu mir kam - ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen war - lag ich am Straßenrand. Ich mußte mich übergeben vor Schmerzen, doch ich konnte mich nicht rühren. Nicht einmal miauen konnte ich mehr, denn mein Kiefer glich einem matschigen Brei aus Blut und Zähnen.

Ich schloß die Augen, hoffte auf baldige Erlösung und fiel wohl wieder in Ohnmacht. Als ich wach wurde, befand ich mich in einer Tierarztpraxis.

Eine warme Hand, die nach Liebe roch, streichelte sanft meinen schmerzenden Schädel, und eine wunderbar angenehme Stimme redete beruhigend auf mich ein. Es war eine blonde Frau. Sie erzählte mir, daß mich wohl irgendsoein blöder Armleuchter angefahren und liegengelassen hat. Sie erzählte mir auch, daß ich mehr tot als lebendig sei und daß zwei Menschen mich gefunden und zum Tierarzt gebracht hatten. Sie versprach mir, daß sie sich jetzt um mich kümmern, ich mit ihrer Hilfe wieder gesund werden und dann für immer bei ihr bleiben würde. Das waren doch wirklich gute Aussichten für mich!

Ich wurde operiert, mein Kiefer wurde mit Drähten zusammengeflickt, und diese Frau wurde meine beste Freundin. Sie gab mir den Namen "Moses" und nahm mich mit nach Hause, um mich dort gesund zu pflegen. Das war kein so leichtes Unterfangen, denn ich konnte keinerlei feste Nahrung zu mir nehmen und aus meinen Wunden floß zunehmend Eiter. Aber sie gab nicht auf. Tag und Nacht wachte sie über mich, tupfte die Wunden sauber und flößte mir flüssige Nahrung und auch homöopathische Mittel ein. Noch nie habe ich es erlebt, daß sich jemand so für mich eingesetzt, so um mich gekämpft hatte. Allein deshalb war ich fest entschlossen, wieder gesund zu werden, um dann mit meiner Freundin zusammen zu leben und glücklich zu sein. Das müsste wie Weihnachten sein – Weihnachten forever! Ich war wieder auf dem aufsteigenden Ast, konnte wieder essen und auch meine Schmerzen gingen auf ein erträgliches Maß zurück und beim Anblick meiner Retterin schnurrte ich immer schön laut, um ihr die gebührende Ehre zu erweisen.

Doch erstens kommt es anders, als man zweitens denkt! Wir haben uns leider zu früh gefreut, denn plötzlich kamen meine Beschwerden wieder und wurden täglich schlimmer. Mein Körper sprach plötzlich auf keine Behandlung mehr an, denn in meine einst offenen Wunden hatten sich Viren eingenistet, die nun mittlerweile meinen ganzen Körper angriffen. Ich hatte wohl leider zu lang so schwer verwundet dort im Dreck gelegen, bis man mich fand. So haben sich die Wunden dann infiziert.

So folgten der ersten positiven Erfahrung in meinen Leben die schwersten und dunkelsten Stunden, in denen meine Freundin mir nicht von der Seite wich, mir Spritzen gab, um die Schmerzen zu stillen, mich streichelte und um mich weinte.

Doch waren die Schmerzen nicht das Schlimmste, nein, meine Freundin, das, was weh tat, war der herannahende und unausweichliche Abschied von Dir, denn ich hatte mich auf ein Leben mit Dir so sehr gefreut.

Doch, meine liebe Evi, ich möchte Dir noch eines sagen: Keine Deiner Mühen war vergeblich, denn die Liebe tief im Innern, die nimmt man mit, sie steht geschrieben im Buch des Lebens. Sie wird nie vergehen, und wenn der Tag gekommen ist, an dem Du die Brücke des Regenbogens überschreiten wirst, dann sei gewiß – ich werde an der Schwelle stehen und auf Dich warten! Seite an Seite mit Beethoven, Ali und vielen vielen anderen, Du kennst Sie alle! Wir werden Dich hinübergeleiten und Dir ein großes Fest ausrichten. Bis dahin wirst Du noch vielen armen Schluckern zu Hilfe eilen und vielen, blöden Armleuchtern feste in den Hintern treten!

Solltest Du dann und wann einmal einen leichten Hauch
verspüren, dann bin ich bei Dir, darum sei bitte nicht
mehr traurig, denn mir geht’s jetzt gut
- und halte die Ohren steif,
denn die anderen brauchen Dich!

In Liebe - Dein Moses

  

 Der Abschied von Dir war wieder einmal der Punkt, wo ich mich fragte: Warum das alles? warum tue ich mir das an? Andere leben unbeschwert in den Tag, sehen nicht das Leid der Tiere, oder wollen es nicht sehen. Jedesmal sage ich, ohne zu zögern, ja zu der kommenden schlimmen Zeit, wenn es wieder um so ein schwerverletztes oder krankes Tier wie Moses geht. Doch die Erfolge zeigen immer wieder, das es sich lohnt weiter zu machen, die Dankbarkeit in den Augen der Tiere ist nicht geheuchelt, sie entschädigt für all die schlimmen Stunden, und gibt mir immer neuen Mut, so weiter zu machen wie bisher. Es werden wieder Flaschenkinder, verletzte , kranke, herrenlose Katzen kommen, die genau wie Du, Hilfe benötigen. Dann werde ich sowie die gesamte KHO auch rund um die Uhr wieder für sie da sein.

Eure Eveline